Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Opfer der Euthanasie-Morde

Dauerausstellung

Die Euthanasie-Anstalt Brandenburg an der Havel

 

Die im August 2012 eröffnete Dauerausstellung der Gedenkstätte thematisiert den Mord an mehr als 9.000 kranken und behinderten Menschen aus psychiatrischen Krankenhäusern des nord- und mitteldeutschen Raumes einschließlich Berlins.

 

Historische Grundlagen und "Probetötung"

Zum Einstieg dokumentiert die Ausstellung die historischen Grundlagen der NS-Euthanasie und der Rassenhygiene anhand von Propaganda-Plakaten und eugenischen Denkschriften. In Brandenburg fiel im Januar 1940 bei einer "Probetötung" die Entscheidung, Massenmord mithilfe von Gas durchzuführen. Aussagen von Beteiligten, die in einem Monitor präsentiert werden, legen darüber Zeugnis ab.

 

Ablauf der Morde

Die Ausstellung thematisiert dann den technischen und organisatorischen Ablauf der Morde. Der in einer Medienstation zugängliche Kalender des leitenden Tötungsarztes Dr. Irmfried Eberl belegt den zeitlichen Ablauf.

 

Opfer

Die ersten Opfer in Brandenburg waren psychisch kranke Straftäter. Des weiteren wird in der Ausstellung die Bedeutung der Euthanasie-Mordanstalt als Ort des systematischen Massenmords an jüdischen Anstaltspatientinnen und -patienten hervorgehoben. Die größte Gruppe der in Brandenburg Ermordeten stellten Menschen mit verschiedensten psychiatrischen Krankheitsbildern und Behinderungen sowie soziale Außenseiter dar. Kinder aus der nahe gelegenen Anstalt Görden wurden zu Forschungszwecken in der Gasmord-Anstalt Brandenburg an der Havel getötet. Eine in der Ausstellung präsentierte Veröffentlichung aus dem Jahre 1948 zeigt die Verwendung der Forschungsergebnisse nach Kriegsende.

 

Biografien

Anhand von Fotos und Dokumenten aus dem Besitz der Familien werden rund 30 Biografien von Ermordeten nachgezeichnet. Ein Gedenkbuch nennt die Namen von mehr als 8.200 identifizierten Opfern.

 

Widerstand

Der folgende Ausstellungsabschnitt dokumentiert den Widerstand gegen den Krankenmord. Von der Euthanasie hatten viele staatliche und kommunale Dienststellen, Firmen und Einzelpersonen Kenntnis. Dennoch regte sich in Brandenburg und Umgebung kaum Widerspruch, offener Widerstand blieb die Ausnahme. Nur wenige mutige Menschen wie Lothar Kreyssig, Vormundschaftsrichter am Brandenburger Amtsgericht, nutzten ihr Wissen und ihre Position, um Abtransport und Ermordung der Patientinnen und Patienten zu verhindern.

 

Die Täterinnen und Täter

Ein Touch-Screen ermöglicht die Auseinandersetzung mit Biografien von zahlreichen der insgesamt 70 namentlich nachweisbaren Beschäftigten der Tötungs-Anstalt: Ärzte, Pflegepersonal, Polizeibeamte, SA- und SS-Männer, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Hauspersonal. Ein Teil des Personals wurde nach den Euthanasie-Morden in den Vernichtungslagern der "Aktion Reinhardt" im Holocaust eingesetzt. Diese Verbindungslinie zwischen den Euthanasie-Morden und dem Holocaust ist Thema des folgenden Abschnitts.

 

Strafverfolgung und Gedenken

Den Abschluss der Ausstellung bilden die Themen Strafverfolgung der Tötungen nach 1945 und die Geschichte des Gedenkens in Brandenburg an der Havel nach Kriegsende.