Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Opfer der Euthanasie-Morde

1933-1939 Konzentrationslager und Strafgefängnis Brandenburg (Altstadt)

 

KZ Brandenburg

Die Einrichtung des Konzentrationslagers Brandenburg auf dem leer stehenden Zuchthausgelände erfolgte im Mai 1933 auf Forderung der örtlichen Polizeiverwaltung. Grund dafür waren die Massenverhaftungen politischer Gegner durch die kurz zuvor an die Macht gelangten Nationalsozialisten. Neben dem seit März 1933 bestehenden Lager in Oranienburg galt Brandenburg ab Oktober 1933 als staatliches Konzentrationslager. Der offizielle Leiter des Lagers war der Direktor der Polizeischule, der das Kommando vor Ort allerdings der SS überließ.

 

Häftlinge

Die ersten 90 Häftlinge erreichten das KZ Brandenburg im August 1933. Insgesamt sollten es in der kurzen Phase seiner Existenz bis zu 1200 Gefangene werden, deren Lebensbedingungen durch katastrophale sanitäre Zustände und Misshandlungen durch das Wachpersonal geprägt waren. Zu den Häftlingen zählten vor allem Kommunistinnen und Kommunisten sowie Angehörige der lokalen SPD. Auch die bekannten NS-Gegner Hans Litten und Erich Mühsam waren kurzzeitig im KZ Brandenburg inhaftiert. Mindestens drei Häftlinge verloren hier ihr Leben.

 

Gertrud Piter

Zu den Todesopfern des KZ Brandenburg zählt die ehemalige KPD-Stadtverordnete Gertrud Piter, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten an der Herstellung und dem Vertrieb illegaler Zeitungen und Flugblätter beteiligt war. Piter gelangte im September 1933 als erste Frau aus dem städtischen Polizeigefängnis in das Konzentrationslager. SS-Männer vergewaltigten, folterten und töteten sie schließlich, täuschten der Öffentlichkeit aber einen Selbstmord vor. Eine Gedenktafel am ehemaligen Landarmenhaus, dem heutigen Sitz der Stadtverwaltung, erinnert an ihr Schicksal.

 

Auflösung

Zu Weihnachten 1933 wurden bis zu 500 Gefangene des Lagers im Rahmen einer Amnestie entlassen. Nach der endgültigen Auflösung des KZ Brandenburg am 31. Januar 1934 wurden die verbliebenen Häftlinge in die Konzentrationslager Lichtenburg, Papenburg und Oranienburg überstellt.

 

Wieder Strafanstalt

Zwischen Frühjahr 1934 und Herbst 1939 wurde der leer stehende Gebäudekomplex wieder als Strafanstalt für ca. 700 Gefangene genutzt. Neben dem alltäglichen Haftbetrieb existierte auf dem Gelände eine Schule für Strafanstaltspersonal.

 

Übergabe an T4-Organisation

Ab 1937 wurde eine erneute Schließung des Gefängnisses diskutiert, die schließlich 1939 erfolgte. Entgegen dem Wunsch der Stadt, das zentral gelegene Areal als repräsentativen Marktplatz umzugestalten, wurde das Gelände an die mittlerweile entstandene T4-Organisation übergeben.

 

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